Hochzeitsgedichte

Hochzeitsgedichte können Sie auf der Hochzeitsfeier vortragen, in Ihre Rede einbauen, als Hochzeitsglückwunsch auf eine Karte schreiben oder auch für das Gästebuch, welche häufig auf Hochzeiten ausliegen, verwenden. In dieser Rubrik finden Sie eine Vielzahl klassischer und moderner Hochzeitsgedichte, lustig und heiter, nachdenklich oder romantisch.

Zur Hochzeit

von Joseph Freiherr von Eichendorff, 1788 – 1857

Was das für ein Gezwitscher ist!
Durchs Blau die Schwalben zucken
und schrei’n: „Sie haben sich geküßt!”,
vom Baum Rotkehlchen gucken.

Der Storch stolziert von Bein zu Bein;
„Da muß ich fischen gehen -„
der Abend wie im Traum darein
schaut von den stillen Höhen.

Und wie im Traume von den Höhen
seh ich Nachts meiner Liebsten Haus,
die Wolken darüber gehen
und löschen die Sterne aus.

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Oh wie lieblich, oh wie schicklich

von Wilhelm Busch

Oh wie lieblich, oh wie schicklich,
sozusagen herzerquicklich,
ist es doch für eine Gegend,
wenn zwei Leute, die vermögend,
außerdem mit sich zufrieden,
aber von Geschlecht verschieden,
wenn nun diese, sag ich, ihre
dazu nötigen Papiere
sowie auch die Haushaltsachen
endlich mal in Ordnung machen
und in Ehren und beizeiten
hin zum Standesamte schreiten.
Wie es denen, welche lieben,
vom Gesetze vorgeschrieben;
Dann ruft jeder freudiglich:
Gott sei Dank sie mögen sich!

Dass es hierzu aber endlich
kommen muss, ist selbstverständlich.
Oder liebt man Pfänderspiele?
So was lässt den Weisen kühle.
Oder schätzt man Tanz und Reigen?
Von Symbolen lasst uns schweigen.
Oder will man unter Rosen
innig miteinander Kosen?
Dies hat freilich seinen Reiz.
Aber elterlicherseits
stößt man leicht auf so gewisse
unbequeme Hindernisse,
und man hat, um sie zu heben,
als verlobt sich kund zu geben.

Das ist allerdings was Schönes,
dennoch mangelt dies und jenes.
Traulich im Familienkreise
sitzt man da und flüstert leise,
drückt die Daumen, küsst und plaudert.
Zehne schlägt’s, indes man zaudert.
Mutter strickt und Vater gähnt,
und eh man was Böses wähnt,
heißt es: Gute Nacht bis morgen!

Tief im Paletot verborgen,
durch die schwarzen, nassen Gassen,
die fast jeder Mensch verlassen,
strebt man unmutsvoll nach hause
in die alte, kalte Klause,
wühlt ins Bett sich tief und tiefer,
Schnatteratt! So macht der Kiefer,
und so etwa gegen eine
kriegt man endlich warme Beine.
Kurz, Verstand sowie Empfindung
dringt auf ehliche Verbindung.

Dann wird’s aber auch gemütlich.
Täglich, stündlich und minütlich.
Darf man nun vereint zu zweien
Arm in Arm spazieren gehen!
Ja, was irgend schön und lieblich,
segensreich und landesüblich
und ein gutes Herz ergetzt,
prüft, erfährt und hat man jetzt.

Herzliche Glückwünsche zur Hochzeit
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 Es geht am End…

von Heinrich Heine

Es geht am End, es ist kein Zweifel,
Der Liebe Glut, sie geht zum Teufel.
Sind wir einmal von ihr befreit,
Beginnt für uns die bessre Zeit,
Das Glück der kühlen Häuslichkeit.
Der Mensch genießet dann die Welt,
Die immer lacht fürs liebe Geld.
Er speist vergnügt sein Leibgericht,
Und in den Nächten wälzt er nicht
Schlaflos sein Haupt, er ruhet warm
In seiner treuen Gattin Arm.




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Hochzeitlied

von Johann Wolfgang von Goethe

Im Schlafgemach, entfernt vom Feste,
Sitzt Amor, dir getreu, und bebt,
Daß nicht die List mutwill’ger Gäste
Des Brautbetts Frieden untergräbt.
Es blinkt mit mystisch heil’gem Schimmer
Vor ihm der Flammen blasses Gold;
Ein Weihrauchwirbel füllt das Zimmer,
Damit ihr recht genießen sollt.

Wie schlägt dein Herz beim Schlag der Stunde,
Der deiner Gäste Lärm verjagt;
Wie glühst du nach dem schönen Munde,
Der bald verstummt und nichts versagt.
Du eilst, um alles zu vollenden,
Mit ihr ins Heiligtum hinein;
Das Feuer in des Wächters Händen
Wird wie ein Nachtlicht still und klein.

Wie bebt von deiner Küsse Menge
Ihr Busen und ihr voll Gesicht;
Zum Zittern wird nun ihre Strenge,
Denn deine Kühnheit wird zur Pflicht.
Schnell hilft dir Amor sie entkleiden
Und ist nicht halb so schnell als du;
Dann hält er schalkhaft und bescheiden
Sich fest die beiden Augen zu.

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Das Mädchen ohne Bräutigam

von Otto Julius Bierbaum

Das Mädchen ohne Bräutigam

Wenn ich Braut bin, wenn ich Braut bin,
Will ich haben kein weißes Kleid,
Kein weißes Kleid;
Aus schwarzer Seide, so soll es sein,
Aber viele, viele weiße Rosen drein,
Große, weiße Rosen gestickt.
So will ich gehen, so will ich gehen,
Ganz langsam, langsam an den Altar.
Aber rote Rosen, ganz dunkelrote Rosen
Im Haar.

Und mein Brauthemd? Mein Brauthemd?
Wie soll das sein?
Vom allerfeinsten Linnen
Und schneeweiß soll es sein.
Bloß oben am Halse von Spitzen ein Rand
Und unter den Spitzen ein blaßblaues Band.
So soll mein weißes Brauthemd sein.
Und dein Bräutigam, Mädel, wie soll der sein?
Schön und stark soll mein Bräutigam sein,
Nicht gar so baumlang, aber auch nicht klein,
Und nicht schniegelbügelglatt;
Mit den Augen soll er lachen,
Wenn er im Arme mich hat.

Kennst du so einen?

Gott, bist du dumm! Ich kenne keinen.
Wenn ich einen kennte und hätt ihn lieb,
Mir keine Zeit zum Ausmalen blieb.
Nähm ihn, wie er wäre, ob groß oder klein;
Auch das Brautkleid sollte mir einerlei sein.
Würde nach seinem Auge mich kleiden
In schwarze oder weiße Seiden.
Weiß doch, dass mir alles steht.

So ist dir gar nicht ernst, was du sagst!

Nein bist du dumm, wie so ernst du fragst!
Bloß, dass die Zeit vorübergeht,
Bis er kommt, den ich und der mich mag,
Vermal ich bunt mir so den Tag.
Ach, dann, wenn er da ist, dann, ach, dann,
Mal ich mir weder Kleid noch Mann.
Dann tu ich … Was denn?
Hasche mich, du!
Na, so komme doch, lauf doch, greif doch zu!
Gott, bist du langsam! Wenn ihr Alle so seid,
Brauch ich niemals ein Hochzeitskleid.




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Sie hat nichts und du desgleichen

von Wilhelm Busch 

Sie hat nichts und du desgleichen;
Dennoch wollt ihr, wie ich sehe,
Zu dem Bund der heil’gen Ehe
Euch bereits die Hände reichen.

Kinder, seid ihr denn bei Sinnen?
Überlegt euch das Kapitel!
Ohne die gehör’gen Mittel
Soll man keinen Krieg beginnen.

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O glücklich wer ein Herz gefunden!

von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

O glücklich, wer ein Herz gefunden,
das nur in Liebe denkt und sinnt
und, mit der Liebe treu verbunden,
sein schön’res Leben erst beginnt.
Wo liebend sich zwei Herzen einen,
nur eins zu sein in Freud und Leid,
da muss des Himmels Sonne scheinen
und heiter lächeln jede Zeit.
Die Liebe, nur die Lieb’ ist Leben!
Kannst du dein Herz der Liebe weihn,
So hat dir Gott genug gegeben,
Heil dir! die ganze Welt ist dein!

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Bundeslied

von Johann Wolfgang von Goethe

Den künftigen Tag’ und Stunden,
Nicht heut dem Tag allein,
Soll dieses Lied verbunden
Von uns gesungen sein.
Euch bracht ein Gott zusammen,
Der uns zusammenbracht.
Von schnellen, ewigen Flammen
Seid glücklich durchgefacht!

Ihr seid nun eins, ihr beide,
Und wir mit euch sind eins.
Auf, trinkt der Dauerfreude
Ein Glas des echten Weins!
Auf, in der holden Stunde
Stoßt an und küsset treu
Bei diesem neuen Bunde
Die Alten wieder neu.

Nicht lang in unserm Kreise
Bist nicht mehr neu darin,
Kennst schon die freie Weise
Und unsern treuen Sinn.
So bleib’ zu allen Zeiten
Herz Herzen zugekehrt;
Durch keine Kleinigkeiten
Werd’ unser Bund gestört!

Uns hat ein Gott gesegnet
Ringsum mit freiem Blick,
Und wie umher die Gegend
So frisch sei unser Glück.
Durch Grillen nicht gedränget
Verknickt sich keine Lust;
Durch Zieren nicht geenget
Schlägt freier unsre Brust.

Mit jedem Schritt wird weiter
Die rasche Lebensbahn,
Und heiter, immer heiter
Steigt unser Blick hinan,
Und bleiben lange, lange,
Fort ewig so gesellt.
Ach, dass von einer Wange
Hier eine Trane fällt!

Doch ihr sollt nichts verlieren,
Die ihr verbunden bleibt,
Wenn einen einst von Vieren
Das Schicksal von euch treibt;
Ist’s doch, als wenn er bliebe:
Euch ferne sucht sein Blick;
Erinnerung der Liebe
Ist wie die Liebe Glück.

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von Friedrich Hebbel

Wir träumten von einander und sind davon erwacht,
wir leben, um uns zu lieben, und sinken zurück in die Nacht.
Du tratest aus meinem Traume, aus deinem trat ich hervor,

wir sterben, wenn sich eines im andern ganz verlor.
Auf einer Lilie zittern zwei Tropfen, rein und rund,
zerfließen in eins und rollen hinab in des Kelches Grund.

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Die Hochzeitskerze

Verfasser unbekannt

Ich habe es gesehen.
Meine kleine Flamme war dabei,
als Ihr die Hände ineinandergelegt
und Euer Herz verschenkt habt.

Ich bin mehr als bloß eine Kerze,
mehr als bloß ein Geschenk.
Mein Licht soll dabei sein bei Eurer Ehe.
Ich bin ein stiller Zeuge im Hause Eurer Liebe
und wache stets über Euch.

An den Tagen, da die Sonne scheint,
brauche ich nicht zu brennen.
Aber wenn Ihr vor Freude außer Euch seid
oder ein schöner Stern
am Horizont Eures Lebens erscheint,
dann zündet mich an.

Zündet mich an, wenn es dunkel wird,
wenn in Eurem Leben Sturm einbricht,
wenn Streit da ist,
wenn Ihr lautlos unter etwas leidet,
dann zündet mich an.

Zündet mich an, wenn der erste Schritt zu tun ist
und Ihr wisst nicht wie,
wenn Ihr die Aussprache sucht,
aber keine Worte findet,
wenn Ihr Euch umarmen möchtet,
aber Eure Arme sind wie gelähmt,
dann zündet mich an.

Mein kleines Licht ist für Euch
ein deutliches Zeichen, hell und klar.
Es spricht seine eigene Sprache,
eine leichte Sprache,
die der andere gleich versteht.

Ich bin Eure Hochzeitskerze.
Ich habe Euch beide gern.
Laßt mich brennen,
wann und wie lange es sein muß,
bis Ihr beide dann gemeinsam,
Wange an Wange, mein Licht ausblasen könnt

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